The Model Casting Show (german AR story)

Chapter 2

Die Sonne war längst untergegangen, als Dr. Emily Carter in ihrem kleinen, aber gut ausgestatteten Labor saß. Vor ihr auf dem Bildschirm lief die Wiederholung der letzten Folge der Modelshow. Ihre Augen waren auf das Geschehen fixiert, während sie nervös mit einem Kugelschreiber auf den Tisch tippte. Sie hatte die Sendung nicht live gesehen, doch das, was sie jetzt sah, ließ ihr Blut kochen.

Auf dem Bildschirm stand Becky mit ihrem perfekten Lächeln, das jedoch schnell in eine spöttische Grimasse umschlug. „Du hast wirklich gedacht, dass du hier eine Chance hast?“ höhnte sie, während sie Annabelle musterte. Lolette und Samantha lachten zustimmend und fügten ihre eigenen bissigen Kommentare hinzu. „Vielleicht solltest du zurück auf den Bauernhof gehen,“ sagte Lolette kalt, während Samantha hinzufügte: „Wenn du das überhaupt gewinnen willst, solltest du vielleicht erst mal lernen, wie man sich wie ein echtes Model verhält.“

Emily schaltete den Bildschirm aus und atmete tief durch. Ihr Herz schmerzte bei dem Gedanken an Annabelle, die sie seit ihrer Kindheit kannte. „Dieses arme Mädchen,“ murmelte sie. „Und diese drei... sie sind nichts als Tyrannen.“

Emily drehte sich um und betrachtete die Phiole auf ihrem Arbeitstisch. Die Flüssigkeit darin schimmerte sanft im Licht der Lampe. Es war ein Experiment, an dem sie seit Jahren arbeitete – eine revolutionäre Entdeckung, die Zellen regenerieren und Alterungsprozesse umkehren konnte. Doch es gab ein Problem: Die Wirkung war zu stark. In jedem Test hatte die Substanz die Zellen nicht nur regeneriert, sondern sie bis in die frühesten Entwicklungsstadien zurückversetzt.

„Zurück ins Babystadium,“ flüsterte sie und starrte auf die Phiole. Bisher hatte sie die Substanz nie außerhalb des Labors getestet, doch jetzt spürte sie, wie sich ein Plan in ihrem Kopf formte.

Emily griff nach ihrem Notizblock und begann zu schreiben, ihre Gedanken sprudelten über die Seiten: „Becky, Lolette, Samantha... Menschen wie sie dürfen nicht gewinnen. Sie schaden anderen, nur um ihre eigenen Ziele zu erreichen. Wenn sie nicht verstehen, was Demut ist, dann muss ich sie dazu zwingen.“

Ein Funke von Zweifel regte sich in ihrem Inneren. War das moralisch vertretbar? Doch der Gedanke an Christine und Annabelle verdrängte ihre Bedenken. Christine brauchte die Hilfe. Annabelle war eine der wenigen aufrichtigen Teilnehmerinnen in dieser Show, und sie verdiente eine faire Chance.

Am nächsten Morgen traf sich Emily mit Christine in deren kleiner Küche. Die Sonne fiel warm durch das Fenster, doch die Atmosphäre war von Ernsthaftigkeit geprägt. Christine sah ihre Freundin mit einer Mischung aus Neugier und Sorge an. „Emily, was machst du hier so früh?“

„Christine, ich habe etwas gesehen, das mich erschüttert hat,“ begann Emily und erklärte die Szenen aus der Show. „Diese Mädchen – Becky, Lolette und Samantha – sie müssen gestoppt werden. Sie dürfen nicht gewinnen.“

Christine runzelte die Stirn. „Aber was können wir tun? Annabelle würde nie wollen, dass wir uns auf ihr Niveau herablassen.“

Emily zögerte einen Moment. „Ich habe eine Idee. Es ist... unorthodox, aber es könnte funktionieren. Du weißt, dass ich an einem Verjüngungsmittel gearbeitet habe.“

Christine nickte langsam. „Ja, aber was hat das mit Annabelles Konkurrenz zu tun?“

Emily nahm die Phiole aus ihrer Tasche und stellte sie auf den Tisch. „Das hier. Wenn ich es diesen Mädchen verabreiche, wird es sie zurückentwickeln. Sie werden nicht mehr in der Lage sein, jemanden zu schaden oder diese Show zu gewinnen.“

Christine starrte die Flüssigkeit an, ihre Augen weiteten sich. „Emily... das klingt gefährlich. Und endgültig.“

Emily legte eine Hand auf Christines. „Ich weiß. Aber es ist die einzige Möglichkeit, ihnen eine Lektion zu erteilen und Annabelle eine faire Chance zu geben. Ich brauche deine Zustimmung, um das durchzuziehen.“

Nach einem langen Moment des Schweigens nickte Christine langsam. „Tu, was du für richtig hältst. Aber Emily, sei vorsichtig.“

Emily lächelte leicht. „Keine Sorge. Ich habe alles geplant.“

Emily stand in ihrem Schlafzimmer vor dem großen Spiegel, ihre Handtasche sorgfältig auf dem Bett geöffnet. Sie hatte bereits die Phiole mit der schimmernden Flüssigkeit sicher in einer kleinen Schutzhülle verstaut. Neben der Phiole lagen ein kleines Fläschchen Babypuder und ein paar Windeln in einer neutralen Verpackung. Emily hielt inne und betrachtete die ungewöhnlichen Gegenstände.

„Das ist verrückt,“ murmelte sie zu sich selbst und ließ ihre Hand über die Tasche gleiten. „Aber es ist der einzige Weg.“

Ihre Hände zitterten leicht, als sie die Windeln ordentlich zusammenfaltete und in eine separate Innentasche steckte. Sie hatte sie am Vortag in einem anonymen Supermarkt gekauft und darauf geachtet, nicht aufzufallen. Das Babypuder folgte. Schließlich legte sie die Phiole ganz oben in die Tasche, wo sie schnell erreichbar war.

Emily schloss die Tasche und warf sich einen beigen Mantel über, um möglichst unauffällig zu wirken. Ein Blick auf die Uhr erinnerte sie daran, dass die Zeit drängte. „Alles wird gut,“ flüsterte sie sich zu, bevor sie tief durchatmete und die Wohnung verließ.

Draußen schien die Sonne, aber Emily spürte die Kälte des Aprilabends. Ihr Herz pochte schneller, als sie in ihr Auto stieg und den Motor startete. Die Fahrt zum Studio fühlte sich länger an als sonst. Sie stellte sich vor, wie das Finale bereits in vollem Gange war, mit all den glitzernden Lichtern, der lauten Musik und den jubelnden Zuschauern. Doch sie wusste, dass sie nur eine Chance hatte, ihren Plan umzusetzen.

Als sie das Studio erreichte, parkte sie in einer Seitenstraße und holte ihre Tasche. „Alles ist bereit,“ murmelte sie und machte sich auf den Weg zum Eingang. Sie hatte sich mit Christine und Annabelle vor dem Studio verabredet, um ihnen kurz vor Beginn der Show noch Glück zu wünschen. Zumindest das glaubte Annabelle.